Rein sportlich ist die Türkei auf Kurs EM 2020. Sie hat aus 8 Punkten satte 19 Zähler geholt und steht damit auf Platz 1 der Gruppe H. Dies ist beachtenswert, wenn man bedenkt, dass immerhin Weltmeister Frankreich und Island hier zu den Gegnern zählen. Aber das Sportliche ist bekanntlich seit einigen Wochen in den Hintergrund gerückt. In den letzten beiden Spielen feierten die Türken ihre Tore durch einen militärischen Salut. Der Verband des Landes bestätigte, dass es sich um einen unterstützenden Gruß an die Truppen handelt, die vor kurzem völkerrechtswidrig die Grenze nach Syrien überschritten haben und hier Krieg gegen die kurdische Bevölkerung führen. Die UEFA kündigte schon nach dem ersten Vorfall eine Untersuchung an. Dennoch wiederholten die Türken ihren Gruß nach dem Ausgleich gegen Frankreich. Das könnte teuer werden.
UEFA berät über das Strafmaß
Dass die Türkei eine Strafe bekommen wird, ist praktisch sicher. Politische Stellungnahmen jeder Art im Rahmen der Spiele nicht dürfen ohne Genehmigung passieren und sollen eigentlich nur von den zuständigen Verbänden ausgehen, wenn es sie überhaupt gibt. Schilder gegen Rassismus sind beispielsweise von den Verbänden initiiert. Bei internationalen Spielen liegt die Zuständigkeit bei der UEFA. Da der türkische Verband bereits eingeräumt hat, dass der Gruß dem kämpfenden Militär galt, ist es klar, dass es sich um eine politische Stellungnahme handelt.
Normalerweise wäre eine Geldstrafe zu erwarten. Doch die UEFA, die derzeit über das Strafmaß berät, hat auch andere Möglichkeiten. Sie kann beispielsweise Platzsperren und Punktabzüge verhängen. An dieser Stelle wird der zweite Gruß gegen Frankreich relevant. Dieser geschah bereits im Bewusstsein der Tatsache, dass die UEFA ermittelt. Dies wird schwerer gewertet, weil es widerspiegelt, dass den Türken die Regularien des Verbands offenbar nicht wichtig waren. Deshalb könnte es zu einer schweren Strafe kommen. Durch Punktabzüge verliert die Türkei die EM-Teilnahme womöglich am grünen Tisch. Zudem könnte die UEFA Istanbul das kommende Champions League-Finale entziehen.