Die WM in Russland hat ihre erste Sensation bevor das Turnier überhaupt begonnen hat. Spanien hat Cheftrainer Julen Lopetegui einen Tag vor Start der Endrunde mit sofortiger Wirkung entlassen. Ihn ersetzt Fernando Hierro, der bislang Sportdirektor des spanischen Verbands war. Ansonsten wolle man „so wenig wie möglich am Trainerstab ändern“, erklärt Verbandspräsident Luis Rubiales. Der Grund für die plötzliche Trennung von dem Mann, der in den letzten zwei Jahren maßgeblich dafür gesorgt hatte, dass Spanien wieder zur Weltklasse zurückgefunden hat, war sein plötzlicher Wechsel zu Real Madrid, der für alle Beteiligten völlig unerwartet bekanntgegeben wurde. Insbesondere Rubiales fühlt sich erkennbar persönlich gekränkt.
Verband wurde nicht informiert
Tatsächlich lässt sich der Zorn des Präsidenten nachvollziehen. Lopetegui verlängerte erst Ende Mai seinen Vertrag mit dem Verband bis 2020. Das Arbeitspapier enthielt zwar eine Ausstiegsklausel, aber war dennoch ein Zeichen, dass er dem spanischen Nationalteam eigentlich die Treue schwor. Zudem informierte der entlassene Trainer seine Vorgesetzten nicht über die Verhandlungen mit den Königlichen. Dass Lopetegui zu Real gehen würde, habe er selbst erst fünf Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe erfahren, schildert Rubiales und fügt an: „So geht man nicht mit der Mannschaft aller Spanier um.“ Man könne so etwas einfach nicht zwei oder drei Tage vor einer WM machen, schimpft der Verbandspräsident weiter, „deshalb mussten wir einfach eine Entscheidung treffen.“
Wie geht es jetzt weiter?
Dass die Entlassung ein schwerer Nackenschlag für Spaniens WM-Ambitionen ist, liegt auf der Hand. Die Verantwortlichen machen keinen Hehl daraus. Es sei „die schwerste Situation, die ich mir vorstellen kann“, gesteht Rubiales ein. Hierro versucht zumindest Optimismus zu verbreiten. Der Interimscoach für die WM bezeichnet die Mammutaufgabe, die vor ihm liegt, als „wunderbare Herausforderung.“ Sein Job sei jetzt Portugal, dann komme der nächste und der nächste. Über den geschassten Trainer möchte er allerdings auch nichts mehr sagen. „Dieses Kapitel müssen wir schließen“, fordert Hierro. Lopetegui selbst gibt zu Protokoll, er sei „sehr traurig.“ Zumindest das haben alle Beteiligten noch gemeinsam.